Souveränität.

Warum wir jetzt in jedem Unternehmen eine europäische Strategie der Souveränität brauchen

Von einer vereinten, friedlichen, im Wohlstand lebenden, globalen Gesellschaft – einem lebendigen Star-Trek-Traum – sind wir offensichtlich noch weit entfernt. Dem entgegen stehen Partikularinteressen, geopolitische Einzelgänge und gewaltige Herausforderungen wie der Klimawandel, technologische Disruptionen durch KI, Robotik und Gentechnik.

Die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sind konkret und oft hart. Viele Unternehmen stehen vor teilweise existentiellen Fragen. Andernorts quälen gerade massive Wachstumsschmerzen.

Gegenläufige Trends – wie Produktivitätsgewinne durch KI einerseits und Kostensteigerungen durch neue Zollschranken andererseits – gleichen sich nicht einfach aus.

Ganz im Gegenteil: Die Vielzahl paralleler Entwicklungen in unterschiedlichsten Dimensionen und ihre Wechselwirkungen steigern die Komplexität wirtschaftlichen und politischen Handelns enorm.

Chancen und Risiken

Doch gleichzeitig waren die Chancen für eine positive, nachhaltige, gerechte und freie Zukunft noch nie größer: Eigentlich sollten globale Märkte, globaler Austausch, globale Kultur und globale Infrastrukturen in Kombination mit vielversprechenden Technologien uns längst global vereinen. Eigentlich sollten wir im 21. Jahrhundert zumindest ein „Star-Trek-Light“ erreichen können. Eigentlich.

Doch Komplexität lässt sich nicht wegdiskutieren – man muss sie umarmen, sonst scheitert man an ihr.

Daher ein schonungsloser Blick auf die Realität: Aus internationalem Wettbewerb ist gerade ein globaler Handelskrieg geworden, aktuell symbolisiert durch Trumps Zölle. Ein effektives Gegenmittel wäre es, die eigenen Märkte strategisch zu stärken. Also: Europäische Produkte und Dienstleistungen fördern, nutzen, bevorzugen.

Hier jedoch offenbart sich ein gravierendes Problem: In essenziellen Bereichen wie KI, Robotik, Raumfahrt oder synthetischer Biologie sind europäische Produkte oft nicht wettbewerbsfähig – mit dramatischen Folgen für sämtliche Branchen und jedes einzelne Unternehmen.

Pseudo Taktik hilft nicht

„Dann nutze ich eben eine europäische Alternative zu ChatGPT“ ist keine Option, da diese Alternative nicht existiert.

„Aber wir sind in anderen Bereichen führend“ gilt nicht mehr, weil KI und Robotik  alle Branchen grundlegend beeinflussen und transformieren.

„Wir haben Recht, und Trump liegt falsch“ hilft leider überhaupt nicht weiter, denn Recht haben und gewinnen sind oft zwei völlig verschiedene Dinge, die sich gegenseitig ausschließen können. (siehe auch: Geopolitische Kooperation und Rogue Players)

Wenn wir also ernsthaft eine nachhaltige, gerechte, freie Welt – eine echte globale Netzwerkgesellschaft – gestalten wollen, dürfen wir nicht mit einem europäischen Bowie Knife zum globalen Gunfight antreten.

Ganz konkret

Wir brauchen massive, sofortige und gezielte Investitionen in europäische Infrastruktur. Energie, Compute-Kapazitäten, Raumfahrttechnologie, Robotik und synthetische Biologie – jetzt und in bedeutendem Umfang.

Gleichzeitig müssen wir Unternehmerinnen und Unternehmern zeigen, warum und wie eine starke europäische Strategie ihre eigenen Unternehmen stärkt und zugleich unsere Chancen erhöht, doch noch eine global vernetzte Gesellschaft aufzubauen.

Strategische Ansätze für Wirtschaft und Gesellschaft

Das ist nicht unbedingt ein Hexenwerk und viele Ideen, sind auch bekannt. Hier nur eine kleine Auswahl an Denkanstößen…

  • Lokale Lieferanten für kritische Ersatzteile und Komponenten identifizieren und Verträge für langfristige Zusammenarbeit abschließen.
  • Die Lieferkette grundsätzlich als Partner für eine gemeinsame Zukunft verstehen und stärken.
  • Schnellstmöglich eine europäische Cloud-Lösungen aufbauen, die in jeder Hinsicht qualitativ Weltspitze sind.
  • Nearshoring auch im Einzelhandel und Lebensmittelvertrieb: Stärkung regionaler Landwirtschaft, eine Kultur der Jahreszeigen etablieren.
  • Kreislaufwirtschaft industrie-übergreifend etablieren.
  • Lebenslanges Lernen von einem nervigen Buzzword zu einer gelebten Kultur entwickeln: Damit einhergend eine ehrliche, schonungslose Analyse europäischer Bildungsrealitäten.
  • Schaffung eines virtuellen europäischen Marktes mit Low-Tax Opportunities und eines disruptiven Harmonisierung tatsächlich relevanter Themen (z.B. endlich eine europäische Synronisierung der Bank- und Versicherungssytematik).
  • Gleichzeitige Stärkung von Komunen und einer europäischen Vernetzung.
  • Kooperationen europäischer Mobilitätsanbieter forcieren, um nachhaltige, EU-basierte Reisemodelle zu fördern (z. B. Nachtzugnetz, europäische Buchungsplattformen, das Europa-Ticket).
 
Teilweise realistisch, teilweise Träumereien? Ja genau. Und jetzt los los, anfangen!
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